Portugiesischer Jakobsweg von Lissabon nach Santiago de Compostella (April 2010)

Vorbereitung

Letztes Jahr gefiel Doris und mir der Navarrische Jakobsweg so gut, dass wir beschlossen, auch heuer zu pilgern.

Wir wählten den Portugiesischen Weg von Lissabon nach Santiago aus, da wir nicht so viel Urlaub hatten und dieser nur etwas mehr als 600 km lang ist.

Da sich die Packliste vom letzten Jahr bewährt hat, brauchten wir nicht mehr viel überlegen was wir mitnehmen. Es gab zwei Ausnahmen, das Kochgeschirr ließen wir zuhause und das Wanderhemd (das schwer trocknete) tauschten wir gegen ein Wandershirt. Die Rucksäcke hatten somit wieder ca. 14kg und 9kg.

Da wir auch sonst sehr viel Sport machen, genügten 2 Probewanderungen und am 24. April ging es los.

Anfahrt und zugleich die ersten Kilometer 24. April 2010

Wien – Lissabon, Lissabon – Vialonga 11.8 km, 71 Hm, 02:55 Std


Wir flogen mit Air Berlin von Wien Schwechat nach Lissabon mit Zwischenstopp auf Mallorca. Dort hatten wir unser erstes lustiges Erlebnis.

Auf Mallorca wurden wir ganz nett von unseren Flugbegleiterinnen verabschiedet und mit dem Bus zu einem Ende des Flughafengebäudes gefahren. In 10 Minuten mussten wir zu Fuß zum anderen Ende des Flughafens hetzen, um den Anschlussflug zu erreichen. Gott sei Dank ging es sich aus und im Flugzeug bemerkten wir, dass wir in der gleichen Sitzreihe im selben Flugzeug saßen.

Pünktlich landeten wir in Lissabon. Wir wollten mit dem Taxi ins Jugendgästehaus fahren, der Fahrer fand allerdings die Adresse nicht. Manfred und ich ließen uns in der Nähe absetzen und suchten zu Fuß die Unterkunft. Leider war kein Zimmer mehr frei.

Nach kurzem Überlegen beschlossen wir, entlang des Jakobsweges zu gehen um gleich bei der nächsten Gelegenheit nach einem Quartier zu fragen. Der Weg war nicht weit von der Herberge entfernt, er führte entlang des Flusses Tejo dort kamen wir auch bei der Vasco da Gamma Brücke vorbei.

Weiter ging es hinaus aus Lissabon entlang einem kleinen Fluss im Augebiet. Dort war natürlich kein Gebäude, geschweige denn eine Unterkunft. Nach ca. 11 km sahen wir ein kleines Dorf seitlich des Weges wo wir sofort hingingen. Gleich beim Dorfeingang fragten wir einen alten Herrn nach einer Übernachtungsmöglichkeit und dieser zeigte sehr redselig zu einem nicht weit entfernten Gebäude. Wir sahen beim Näherkommen nur ein Zeichen, dass es dort Essen gibt, aber es schaute nicht wie ein Hotel aus. Von der Ferne rief er uns zu und die Leute die beim Lokal standen deuteten uns auch dass wir reingehen sollen. Drinnen fragten wir etwas zaghaft, ob man hier übernachten kann und wirklich es gab eine Möglichkeit, im Nebenhaus waren ein paar Zimmer für Gäste. Sehr einfach mit Dusche am Gang und ohne Fenster.

Wir waren heilfroh etwas gefunden zu haben und außerdem gab es Pilgermenü und am nächsten Tag Frühstück. Das Pilgermenü war ausgezeichnet, die Wirtsleute haben sich sehr um uns bemüht. Sie fanden sogar jemanden der ein paar Brocken Englisch konnte, somit war die Kommunikation einfacher. Hier bekamen wir unseren ersten Stempel in unseren Pilgerpass.

2. Etappe 25. April 2010 Vialonga – Azambuja 38,9 km, 239 Hm, 07:14 Std

In der Früh genossen wir noch ein gutes Frühstück und marschierten bei schönem Wetter los. Schon in der Früh war es sehr warm. Die ersten 5 km bis Alverca do Ribatejo war noch auf Feldwegen, danach nur mehr entlang von Bundesstraßen.

Zu Mittag in einem kleinen Ort fanden wir eine „Telepizza“ (ist eine Pizzakette) und aßen die fettigsten Pizzen unseres Lebens. Leider hatte sonst nichts offen, da es Sonntag und zugleich der Nationalfeiertag war.

Danach ging es weiter in praller Sonne bei großer Hitze entlang von stark befahrenen Bundesstraßen.

Da hier, im Gegensatz zu Spanien, nur sehr wenige Pilger unterwegs sind, rechnen auch die Autofahrer nicht mit Wanderer auf der Straße. Teilweise kommt es dadurch zu gefährlichen Situationen.

Am Abend kamen wir in Azambuja an und gleich am Ortseingang sahen wir ein Hotel, wo wir uns einmieteten. Die nächsten ca. 400 km bis Rates gibt es keine Herberge, wir hatten nur die Alternative zwischen Hotel und Feuerwehr.

Kurz vor Azambuja gab es einen LIDL und gegenüber unseres Hotels einen ALDI. Beide hatten trotz Nationalfeiertag den ganzen Tag geöffnet. Wir besorgten uns Wasser und Obst für den nächsten Tag.

Doris hat heute einen Sonnenbrand an Schulter, Armen und an den Waden bekommen und ist bereits die letzten Kilometer mit langem Oberteil gegangen.

3. Etappe 26. April 2010 Azambuja – Santarem 36,8km, 217 Hm, 07:00 Std

Heute früh genossen wir ein kleines Frühstücksbuffet im Hotel, allerdings sahen wir beim Verlassen des Frühstücksraumes eine tote Kakerlake, gut dass es nach dem Frühstück war.

Es war wieder sehr heiß und sonnig. Am Weg gab es kaum Schatten und Doris hatte abermals langes Oberteil und Hose an. Wir setzten auch unsere Kapperln auf.

Endlich ging es wieder über Feldwege oder kleine gepflegte Ortschaften und kaum befahrenen Nebenstraßen weiter.

Kurz vor Santarem trafen wir eine Pilgerin. Es stellte sich heraus, dass sie auch aus Österreich und zwar aus St.Pölten war. Ihr Name ist Christl und sie war alleine unterwegs. Einige Kilometer gingen wir gemeinsam, dann machten wir Rast und Christl verabschiedete sich von uns.

In Santarem belohnten wir uns mit einem Zimmer in einem 4-Stern Hotel. Nach unserer Körperpflege schlenderten wir in die Stadt um ein Lokal fürs Abendessen zu finden. Es gab ganz viele Cafe´s und Konditoreien aber kein Restaurant. Dann entdeckten wir ein Einkaufszentrum und hofften dort ein Restaurant zu finden. Wir hatten einige Auswahl und entschieden uns für Asiatisch. Der Kellner konnte englisch und somit wurde es ein gemütlicher Abend mit sehr gutem Essen und Bedienung.

In Portugal ist es üblich, dass man Obst als Nachspeise isst. Doris bestellte eine Orange, die filetiert und ohne Haut serviert wurde, sie schmeckte vorzüglich, dafür dauerte die Zubereitung 10 Minuten.

4. Etappe 27. April 2010 Santarem – Antalaia 46,5 km, 228 Hm, 09:09 Std

Nach reichlichem Frühstück,vom Buffet, ging es aus Santarem einen kleinen Waldweg hinunter (Santarem liegt auf einem Hügel) zur Straße und gleich danach auf einen Feldweg bis Azinhaga.

Danach mussten wir auf der Straße weiter, man könnte meinen, dass das die Autoteststrecke der Portugieser ist, so schnell fahren sie vorbei. Wir sind nicht sehr zimperlich, aber das war schon extrem.

Etwas später trafen wir wieder Christl und gingen bis Golega gemeinsam. Golega ist eine sehr nette kleine Stadt. Hier machten wir eine gemeinsame Rast, danach suchte sich Christl eine Unterkunft. Nach der Verabschiedung marschierten wir weiter.

Bis Atalaia ging es bei Hitze und Sonnenschein weiter auf Asphalt. Die Straßen waren nicht mehr so stark befahren. In Atalaia reservierten wir bereits in der Früh ein Zimmer in der Casa Patriarch. Sehr schönes Haus in sehr schönem und gepflegtem Garten. Die Besitzerin konnte Englisch, was die Kommunikation erleichterte. Die Casa lag genau am anderen Ende des Ortes da wir an diesem Tag schon etwas erschöpft waren, wäre es uns am Anfang des Ortes lieber gewesen.

Trotzdem humpelten wir nach dem Duschen zu dem Cafe Monteiro zurück, da dort der Wirt deutsch kann, er hat einige Jahre in der Schweiz gearbeitet. Wir aßen Sandwiches, Oliven und Wein. Der Wirt war sehr um uns bemüht.

5. Etappe 28. April 2010 Antalaia – Tomar 39 Km, 580 Hm, 07:46 Std (Calvinos)

Nach einem sehr guten Frühstück in der Casa gingen wir los. Wieder auf Asphalt, was für die Füße nicht so einfach ist.

Bei einem Teilstück gab es aufgrund einer Baustelle eine Engstelle auf der Straße die durch Betonabtrenner abgegrenzt war. Als wir hier durch eilten, hoffte ich, dass kein LKW kommt, sonst wäre es zu eng für uns geworden. Aber auch dieses Stück haben wir heil überstanden. Bis Tomar marschierten wir, bis auf kurze Abstecher, auf der Straße.

In Tomar nahmen wir uns wieder in einem Hotel ein Zimmer, packten unsere wichtigsten Sachen in einen Rucksack und fuhren mit dem Bus nach Calvinos um von dort zurück nach Tomar zu gehen, da sonst die Etappe zu kurz wäre und die nächste Möglichkeit zu schlafen zu weit entfernt war.

6. Etappe 29. April 2010 Tomar (Calvinos) – Vale Florido 34,7 Km, 578 Hm, 06:32 Std

Nach gutem Frühstück fuhren wir mit dem Bus bis Calvinos um von dort weiter zu gehen. Heute geht es Hügelauf und Hügelab durch schöne Landschaften. In einem kleinen Dorf sahen wir eine Frau, die sich mit der Sichel den Rücken kratzte. Sie hat es ohne Verletzung überlebt.

Unser heutiges Ziel war eine Unterkunft in Vale Floridoo. Nach unserem Pilgerführer sollte der Ort ca. 2 km nach Alvorge sein. Es wurden 6 km, da Luftlinie gemeint war. Außerdem mussten wir aufgrund des Weges 2km wieder zurück um auf den Berg zu kommen, wo Vale Florido liegt. Da wir die einzigen Pilger waren, gehörte das Haus uns allein. Im einzigen Lokal des Ortes nahmen wir unser Abendessen ein und besorgten auch gleich etwas für das Frühstück.

7. Etappe 30. April 2010 Vale Floridoo – Coimbra 46,8 Km, 536 Hm, 09:07 Std (Sargento Mor)

Nach dem Frühstück bei Sonnenschein ging es los. Auch diese Etappe war im Pilgerführer nicht korrekt. Laut unserem Buch sollten wir durch diverse Ortschaften kommen, was aber nicht der Fall war. Gott sei Dank hatten wir genug zu trinken dabei, denn auch heute gab es kaum Schatten und keine Brunnen. Der Weg war wieder schön durch Olivenhaine und durch eine kleine Schlucht neben einem trockenen Fluss. Für uns interessant war, dass es einen Fluss mit Algen aber ohne Wasser gab.

Die erste Möglichkeit etwas zu besorgen war bei den Ausgrabungen von Ruinas de Conimbriga.

Danach ging es durch einen Wald. Dort trafen wir auf zwei männliche Pilger aus Spanien die gerade rasteten. Nach kurzem Gedankenaustausch pilgerten wir weiter. Etwas später schenkte uns eine Frau zwei Orangen. Manfred durfte sie tragen. Da es große Orangen waren, hatte er sicher dreiviertel Kilo mehr im Rucksack. Es lohnte sich aber, sie schmeckten vorzüglich.

An diesem Tag sahen wir unsere ersten Fatima-Pilger, sie kamen uns mit gelben Warnwesten und meist in Sandalen oder alten Turnschuhen, aber ohne Gepäck, entgegen. In ein paar Tagen wird Papst Benedikt in Fatima eine Messe lesen.

Coimbra ist eine große Stadt mit allem was dazu gehört. Dort mieteten wir uns im Hotel Ibis ein und beschlossen, noch ein Stück zu gehen. Also riefen wir ein Taxi, das uns nach Sargento Mor bringen sollte. Klappte sehr gut mit dem Taxi. Leider war die Strecke bis nach Coimbra wieder nur auf Asphalt aber wenigstens nicht stark befahren.

Das Abendessen im Hotel war enttäuschend. Es gab Fertiggerichte die wir beide nicht vertrugen.

8. Etappe 1. Mai 2010 Coimbra (Sargento Mor) – Agueda 38,7 Km, 367 Hm, 08:08 Std

Nach gutem Frühstück vom Buffet fuhren wir wieder mit dem Taxi nach Sargento Mor um von dort weiter zu marschieren.

Heute war wieder alles dabei, schöne Abschnitte durch Waldgebiet, wenig befahrene Straßen und große Hauptstraßen. In den kleinen Ortschaften mit Einfamilienhäusern gibt es in jedem Garten ein bis zwei Hunde. Diese kleinen Kläffer bellen was das Zeug hält. Wir sind immer froh, wenn wir vorbei sind.

Jetzt begegnen wir täglich Fatima-Pilgern. Diese gehen aber nicht den Jakobsweg, sondern immer entlang der Bundesstraße, das wäre uns zu öd und laut, aber vielleicht ist es so kürzer.

In Agueda gingen wir wieder in ein schönes Hotel. Der Rezeptionist empfahl uns ein Restaurant das wirklich Spitze war. Wir aßen Putenspiess mit Pommes und tranken Rotwein und Wasser dazu. Die Pommes waren nicht in Öl eingelegt, das Fleisch vom Spiess war weich und der Wein gut. Die Portionen waren reichlich, wir schafften gar nicht alles. Manfred bezahlte dafür insgesamt € 12,-.

9. Etappe 2. Mai 2010 Agueda – Sao Joao Da Madeira 46,5 Km, 831 Hm, 09:34 Std

Nach gutem Frühstück vom Buffet am Dach des Hotels mit tollem Ausblick ging es um 8 Uhr los.

Das Besondere an dieser Etappe, die fast nur auf Asphalt verlief, war, dass der Jakobsweg durch einen Eisenbahntunnel führte. Der Abstand zu den Schienen schien mir sehr gering. Kaum waren wir durch, kam auch schon ein Zug. Glück muss man haben.

Als wir am Abend schon recht müde in Sao Joao Da Madeira ankamen, war unser größter Wunsch ein schönes Hotel. Nach erfolgloser Suche beschlossen wir zu fragen, wo es ein Hotel gibt. Zwei Damen waren sehr nett und boten uns an, dass sie vorgehen um uns das Hotel zu zeigen. Sie liefen uns fast davon, außerdem ging es einen kleinen Berg hinauf und wir waren unsicher, ob sie uns auch richtig verstanden haben. Als Manfred sich schon von den beiden Damen dankend verabschieden wollte, sahen wir endlich das Hotel. Es schaute sehr nobel aus, war aber dann doch nicht so teuer. Wir hatten wieder ein schönes Zimmer mit Badewanne, die wir gleich nutzten.

10. Etappe 3. Mai 2010 Sao Joao Da Madeira – Porto 39,4 Km, 656 Hm, 8:08 Std

Nach gutem Frühstück vom Buffet hatten wir wieder Kraft für die nächste Etappe. Der Weg führte noch ein gutes Stück durch diese Stadt. Danach wurde er auch nicht viel schöner, wir gingen wieder auf Asphalt durch kleine Ortschaften mit viel Hundegebell.

In einem kleinen Ort wollte mir so ein kleiner Hund in die Wade beissen. Ich schrie ihn an, danach lief er davon, das hinterlistige Vieh.

Die Fatima-Pilger und die Anzahl der Teilnehmer pro Gruppe werden immer mehr.

Bis nach Porto hinein dauerte es noch ewig, die Straße führte immer geradeaus durch den Vorort und belebten Einkaufsstraßen. Nach der Brücke fanden wir gleich ein kleines Hotel und mieteten uns ein.

Da unsere Füße dringend Pause brauchten, beschlossen wir, einen Tag in Porto zu bleiben um die Stadt etwas kennen zu lernen.

4. Mai 2010 Porto

Heute Früh, nach dem Frühstück, besuchten wir ein Tourismusbüro und buchten eine Schifffahrt am Duero und danach eine Führung in einer Portwein-Kellerei.

Die Schifffahrt war ganz nett, wir hatten auch schönes Wetter und machten viele Fotos. An der Schiffsanlegestelle fiel uns ein großer Schwarm Fische auf, die zu einem bestimmten Punkt schwammen. Am Geruch merkten wir, dass das der Abwasserkanal ist und beschlossen, hier keinen Fisch zu essen.

Danach schlenderten wir gemächlich zum Weingut, das auf der anderen Seite des Duero etwas den Hang hinauf lag. Dort schlossen wir uns einer englisch geführte Tour durch den Weinkeller mit anschließender Verkostung an. Der Wein schmeckte mir sehr gut. Wir nahmen aber keinen mit, da wir ja noch einige Kilometer bis Santiago vor uns hatten und nicht unnötigen Ballast mitschleppen wollten.

Nach einem Mittagsmenü machten wir ein Mittagsschläfchen, danach spazierten wir noch die Fußgängerzone entlang und anschließend in ein Kaufhaus. Wir haben festgestellt, dass es hier die gleichen Geschäfte wie bei uns in Wien gibt.

Heute war auch eine Studentenversammlung am Hauptplatz mit Parade.

Dieser Tag war sehr erholsam, für uns und für unsere Füße.

11. Etappe 5. Mai 2010 Porto – Goios 45 km, 573 Hm, 8:34 Std

Gut erholt marschierten wir, nach dem Frühstück im Hotel, los. Der Weg führte zuerst lange durch Porto, danach auch sehr lange durch den Vorort. Als wir dachten, jetzt haben wir es überstanden wartete eine Überraschung auf uns. Wir mussten eine vierspurige Fahrbahn mit Leitplanken in der Mitte überqueren. Das fanden wir nicht so witzig, haben aber auch das überlebt, es war kaum Verkehr. Danach ging es 25 km auf einer gut befahrenen Bundesstraße, die rechts und links durch eine Mauer begrenzt ist, entlang. Dementsprechend eng war es, es waren oft nur einige Zentimeter Abstand zwischen unseren Armen und dem Außenspiegel der Fahrzeuge. Wir sahen aber keine Alternative. In unserem Pilgerführer war sonst keine Straße angegeben.

In Vilarhino betraten wir ein Restaurant und aßen sehr gut zu Mittag. Nach einiger Zeit kamen weitere Pilger, drei Spanier, in das Restaurant. Wir plauderten kurz und erfuhren, dass sie bis Rates zur Herberge wollten. Danach verabschiedeten wir uns und pilgerten gestärkt weiter.

Ab hier war der Weg wieder schön. Obwohl noch immer auf Asphalt doch kaum Autoverkehr. Rates ist ein netter kleiner Ort mit der ersten Herberge des Weges, wir marschierten aber weiter bis nach Goios.

Eigentlich wollten wir, wie im Pilgerführer beschrieben, in der Quinta Santa Leocadia übernachten, allerdings erfuhren wir, dass diese geschlossen hatte. Antonio vom einzigen Restaurant „Pedra Furada“ hatte ein Doppelzimmer für Pilger, das er uns zur Verfügung stellte.

Nach unserer Körperpflege gingen wir ins Restaurant und aßen sehr gut, allerdings nicht sehr günstig. Antonio erzählte ein paar Anekdoten über Pilger die bei ihm einkehrten. Er führt auch ein Gästebuch, in das wir uns eintrugen.

12. Etappe 6. Mai 2010 Goios – Ponte de Lima 44,3 Km, 558 Hm, 8:54 Std

Nachdem wir bei Antonio gefrühstückt hatten marschierten wir los. In Barcelos bewunderten wir einige große, bunte Hühnerstatuen, diese sollen an ein Hühnerwunder erinnern.

Der Weg wurde immer schöner und grüner. Es geht zwar noch immer hauptsächlich auf Asphalt aber der Autoverkehr ist nicht mehr so stark. Doch selbst, wenn man einen Feldweg entlang geht, kommt ein Auto und staubt uns ein.

Trotzdem sind wir guten Mutes, es geht uns gut und das Wetter ist ideal zum Pilgern, sonnig und nicht zu heiß

Das erste Hotel in Ponte de Lima hatte ein Zimmer für uns frei, das wir gleich buchten.

Ponte de Lima ist auch eine ganz nette Stadt, noch mit schönen alten Häusern, hat viel Flair.

13. Etappe 7. Mai 2010 Ponte de Lima – Tui 40,1 Km, 793 Hm, 8:13 Std

Heute regnet es das erste Mal – wir zogen das Regenzeug an – dann hörte es auf und wir zogen uns wieder aus. Das wiederholte sich zweimal. Dann ließen wir das Regenzeug an. Mittag wurde das Wetter besser.

Diese Etappe führt über den höchsten Punkt des Pilgerweges, über den Alto da Portela (390m über dem Meer). Wir wechselten uns mit einer Gruppe Mountainbiker mit dem Überholen ab. Diese Strecke ist teilweise nicht fahrbar, da es sehr große und nasse Steine bergauf zu überwinden gibt. Die Biker fanden es aber lustig. Wir waren vor den Burschen am Berg, bergab überholten sie uns natürlich.

Etwas später trafen wir auf einen Pilger aus Deutschland, der leicht humpelte. Wir aßen gemeinsam zu Mittag und plauderten ein wenig, danach trennten wir uns, da er in Rubiaes bleiben wollte.

Heute gingen wir ganz wenig auf Asphalt, es war sehr schön trotz verhangenem Himmel.

Der Rio Minho der zwischen Valenca und Tui liegt, ist der Grenzfluss zwischen Portugal und Spanien. Somit waren wir am anderen Ende der Brücke in Spanien. Hier fragten wir im Aparthotel nach einem Zimmer und bekamen ein schönes, großes Appartement zum Zimmerpreis, da alle Zimmer bereits belegt waren. Doris kaufte gleich im benachbarten Supermarkt etwas fürs Abendessen ein und wir machten es uns den Rest des Tages gemütlich im Appartement. Wir waren etwas traurig, dass wir dieses schöne Unterkunft am nächsten Morgen verlassen mussten.

14. Etappe 8. Mai 2010 Tui – Arcade 39,9 Km, 527 Hm, 7:33 Std

Nach gutem Frühstück vom Hotelbuffet mussten wir raus in den Regen. An der Straße hielt ein deutscher Radfahrer, der schon einige hundert Kilometer gefahren war an und wir plauderten mit ihm. Das heißt er redete und wir hörten zu. Nach zehn Minuten unterbrachen wir ihn und verabschiedeten uns, da wir ja noch Einiges vor uns hatten.

Der Weg führte teilweise durch schönen Wald, aber auch wieder oft entlang von Straßen. Man merkt, dass wir wieder in Galizien sind. Dort sind die Wälder und die Natur noch ursprünglich, einfach zum Wohlfühlen.

Bei strömenden Regen kamen wir in Arcade an und nahmen wieder das erste Hotel, leider stellte sich heraus, dass das Zimmer sehr klein und was noch schlimmer war, es am nächsten Tag kein Frühstück gab. Dafür kostete es nicht viel.

15. Etappe 9. Mai 2010 Arcade – Caldas de Reis 36,8 Km, 542 Hm, 7:15 Std

Bei leichtem Regen und ohne Frühstück gingen wir los. Im Pilgerführer lasen wir, dass es in Caldas de Reis eine Therme gibt, daraufhin riefen wir unseren Sohn in Wien an, damit er uns im Thermenhotel ein Zimmer reserviert.

Mit der Aussicht auf eine Therme, war der Regen nicht mehr so schlimm. Es regnete kurz, dann hörte es wieder auf und so weiter. So marschierten wir dahin, immer auf der Suche nach einem Restaurant, wo wir Frühstücken können. Ca. um 10 Uhr fanden wir ein Restaurant, das sich als Glücksfall entpuppte. Hier gab es die besten Bocadillos vom ganzen Pilgerweg (auch dem Navarrischen).

In Caldas de Reis angekommen gingen wir gleich in das Hotel und sagten, dass für uns reserviert ist. Die Dame an der Rezeption verneinte das, nach kurzer Diskussion war sowieso ein Zimmer frei und außerdem war es um 10 Euro günstiger. Inkludiert war auch eine Behandlung für jeden.

Es ist nicht eine Therme wie wir es gewohnt sind – eine Badelandschaft mit warmem Wasser – sondern die Behandlung fand in einem kleinen Gebäude im Garten der Anlage statt.

Zum vereinbarten Termin gingen wir hin. Zuerst gab es Wechseldusche, danach setzten wir uns in die Dampfkammer. Nun folgte wieder eine Wechseldusche. Jetzt ging es nach draußen in ein Whirlpool. Nach dem Whirlpool wurden wir in eine Massagebadewanne gebeten. Dort liegt man bis zum Hals im warmen Wasser und die vielen starken Düsen massieren den ganzen Körper.

Diese Behandlung war wie ein Jungbrunnen für uns.

Nach dem Abendessen schauten wir noch etwas fern und legten uns schließlich schlafen.

16. Etappe 10. Mai 2010 Caldas de Reis – Santiago de Compostella 46,8 Km, 640 Hm, 8:57 Std

Heute war das Wetter wieder sehr wechselhaft, Tendenz eher Sonnenschein. Aufgrund der tollen Behandlung am Vortag ging es sehr ausgeruht los. Die Strecke wechselte sich mit ganz schönen Abschnitten und stark befahrenen Straßen ab.

Ca. nach 10 Km wurden wir von der Guardia Civil aufgehalten. Sie stellten uns einige Fragen bzgl. des Jakobsweges für die Statistik. Sie fragten auch nach unserem Etappenziel, als wir sagten Santiago, meinten sie, wir sollen nur bis Padron gehen. Wir gingen nicht näher darauf ein und marschierten weiter.

In Spanien ist man auch nicht so streng mit den Sicherheitsvorkehrungen wie bei uns. Der Weg führte einfach über Schienen. Da der Übergang in einer Kurve lag, sah man nicht weit aus. Doch wir vermuteten, dass der Zugführer schon Signal geben wird, bevor er kommt.

Der Weg durch Santiago bis zum Pilgerbüro war wieder ganz schön weit. Doch dieses Mal, fiel es uns nicht mehr so schwer.

Da wir erst Abends um halb acht eintrafen, war überhaupt kein Pilger im Pilgerbüro und wir bekamen gleich unsere Compostellas. Von Christl erfuhren wir ein paar Tage später per Mail, dass sie sich lange anstellen musste (heuer ist das Heilige Jahr und es sind etwa 3 Mal so viele Pilger unterwegs).

Danach gingen wir zum Hotel wo wir letztes Jahr übernachteten. Die wollten um 10 Euro mehr fürs Zimmer als im Vorjahr haben. Nachdem Manfred sie darauf hinwies, dass es letztes Jahr günstiger war, bekamen wir den günstigen Preis.

Tags darauf besuchten wir die Pilgermesse. Obwohl wir bereits eine halbe Stunde früher eintrafen, gab es keine Sitzplätze mehr.

Heuer, im heiligen Jahr, wurde auch der riesige Weihrauchkessel geschwungen, das ist sehr imposant. Damit sind 5 Männer beschäftigt, vor allem das Abbremsen dürfte nicht so einfach sein.

Am 12.5.2010 war das Pilgern für uns vorbei. Wir fuhren mit dem Bus wieder nach Lissabon, wo wir noch eine Woche blieben um die Stadt kennen zu lernen. Danach flogen wir wieder nach Hause.

Zusammenfassung

Unserer Meinung nach ist der Jakobsweg von Lissabon bis Porto nicht zu empfehlen. Man ist meist auf stark befahrenen Bundesstraßen unterwegs und die Landschaft ist auch nicht berauschend.

Die Jakobsweg-Hinweisschilder bzw. Markierungen sind sehr lückenhaft. Manfred hatte sich vorher den Weg aus dem Internet aufs GPS geladen, dadurch mussten wir nicht ewig suchen, denn mindestens einmal am Tag mussten wir darauf zurückgreifen.

Viele wollen diesen Weg auch aus dem Grund gehen, da er als eben beschrieben ist. Doch man darf sich nicht täuschen, es sind pro Etappe trotzdem einige Höhenmeter, es geht immer bergauf und bergab und das teilweise sehr steil (bergauf 7.936 Gesamthöhenmeter).

Nächstes Jahr werden wir einmal Pause mit unserer Jakobsweg-Serie machen, aber als nächster Pilgerweg würde uns der Via de la Plata reizen. Wir werden darüber berichten.

Buen Camino