Jakobsweg - von St. Jean Pied de Port über Santiago de Compostella nach Finesterre (April 2009)

Vorbereitung

Anfang März entschlossen wir uns den Jakobsweg v. St. Jean Pied de Port nach Santiago zu Fuß zu bewältigen. Also machten wir am Wochenende eine Probewanderung mit unseren Schuhen und dem vollen Rucksack im Waldviertel. Für mich waren 8 Kg und für Manfred 14 kg Gewicht für den Rucksack vorgesehen. Bei dieser Wanderung stellten wir fest, dass die Schuhe viel zu schwer waren.

Also besorgten wir neue leichte, halbhohe Schuhe. Doris brauchte noch eine Regenhose und wir beide kauften auch noch leichte Sandalen für den Abend und als Ersatzschuh. Weiters merkten wir, dass unsere Schlafsäcke zwar ganz toll sind, aber leider schwer, also kamen auch noch neue, leichte Schlafsäcke und ein Reiseführer für den Jakobsweg dazu.

Am zweiten Wochenende packten wir unsere Rucksäcke bereits mit allem, das wir auch auf dem Jakobsweg mitnehmen, um zu testen, ob das Gewicht nicht zu hoch ist. Dieses Mal gingen wir zwei Tage hintereinander, wieder im Waldviertel. Am ersten Tag waren es 29 km und am zweiten Tag nur mehr 20 km aber leider bei Regen. Das hatte aber den Vorteil, dass wir auch unsere Regensachen ausprobieren konnten. Es hat alles gepasst, wir hatten auch keine muskulären und konditionelle Probleme. Von uns aus konnte es losgehen.

Bei der Österreichischen Bruderschaft besorgten wir uns noch einen Pilgerpass. Seit 2009 werden nur mehr Pilgerpässe von den diversen Bruderschaften anerkannt.

Am längsten dauerte es, die Anfahrt nach St. Jean Pied de Port zu organisieren um möglichst günstig dort hin zu gelangen. Schließlich fanden wir einen Flug nach Paris um je 79 €, zwei Stunden nach der Landung sollte der TGV vom Bahnhof Montparnasse nach Bayonne abfahren und von Bayonne geht es dann mit einem Regionalzug nach St. Jean Pied de Port.

1. April 2009 Anfahrt von Wien nach St. Jean Pied de Port

Um 6 Uhr früh ging unser Flug von Wien Schwechat nach Paris. Darum standen wir um 3 Uhr auf und frühstückten eine Kleinigkeit, um 4 Uhr holte uns das bestellte Taxi ab das uns zum Flughafen brachte. In Paris landeten wir 15 Minuten später als geplant. Wir brauchten 20 Minuten um vom Gate 3 zum Gate 2 um unseren Anschlussbus nach Paris zu erreichen. Das dauerte natürlich zu lange, dadurch nahmen wir uns ein Taxi. Leider hat es vor Paris so arg gestaut, dass wir eine halbe Stunde zu spät zum Bahnhof Montparnasse kamen. Nun war unser TGV ohne uns gefahren. Wir fragten am Schalter, ob man das per Internet gekaufte Ticket umbuchen kann – kann man nicht. Jetzt besorgten wir neue Tickets. Der Schalterbeamte markierte am Ticket unsere Abfahrtszeit und noch eine Zahl, von der wir meinten es wäre der Bahnsteig. In der Zwischenzeit besuchten wir ein Cafe und tranken etwas, danach verbrachten wir die restliche Zeit im Garten oberhalb des Bahnhofes, dort sahen wir div. Schulklassen beim Spielen zu. Rechtzeitig gingen wir zum markierten Bahnsteig und warteten wir bis 5 Minuten nach Abfahrtszeit um festzustellen, dass dieser Zug wieder ohne uns fuhr, da diese Zahl die Waggonnummer war, wie wir später erfuhren. Diese Tickets konnten wir aber umtauschen.

In Frankreich ist es üblich, dass ca. 20 Minuten vor Abfahrt auf dem Monitor das Gleis des Zuges angezeigt wird. Der Zug fuhr in Montparnasse um 15:50 Uhr ab und kam in Bayonne um 20:30 Uhr an, der nächste Zug nach St. Jean Pied de Port fuhr erst wieder um 8:30 Uhr am nächsten Tag. Wir übernachteten in Bayonne im Hotel gleich neben dem Bahnhof. Es roch etwas muffig, dafür war es günstig. Das Bett war auch angenehm und wir bekamen am nächsten Tag bereits um 7 Uhr ein französisches Frühstück mit Baguette, Croissant, Kaffee, Butter und Marmelade.

Etappe 1 am 2. April 2009 St. Jean Pied de Port – Roncesvalles (25,4 km, 4:48 Std, 1.168 HM)

Wir fuhren mit dem Bus von Bayonne nach St. Jean Pied de Port wo wir um 10 Uhr ankamen. Im Bus merkten wir, dass die anderen Pilger wesentlich jünger sind als wir, was uns erstaunte, da wir der Meinung waren, dass eher Leute ab 35 bzw. 40 sich für den Jakobsweg entscheiden.

Nach der Ankunft gingen wir sogleich zum Pilgerbüro und bekamen unseren ersten Stempel. Der Pilgervater teilte uns mit, dass der Weg über den Pass wegen Schnee gesperrt ist, so mussten wir den Weg an der Straße nehmen. War aber kaum befahren. Die letzten Kilometer waren im Wald und ganz schön steil bis Roncesvalles unserer ersten Herberge. Am Weg hinauf überholten wir u.a. auch ein paar Deutsche, die sich sichtlich schwer taten.

Am Abend in der Herberge meinten die Pilger aus Deutschland, dass sie sehr beeindruckt waren, wie schnell wir den Berg hinauf gingen. Dann fragte eine Dame woher wir kommen und als wir sagten aus Österreich, meinte sie „AHA“. Somit war es für sie erklärbar, wir sind das „Bergvolk“.

Die Herberge war ein großes Gebäude mit spitz zulaufendem Gewölbe aus Stein mit 90 Stockbetten. Im Untergeschoß befanden sich die Sanitäranlagen und der Aufenthaltsraum. Die Betreuer der Herberge sprachen auch Deutsch, was für uns sehr angenehm war.

Es gab eine Ablage wo vergessenen Gegenstände lagen, die zur freien Entnahme verfügbar waren. Es wurde auch ein Verteiler für Handyladegeräte zur Verfügung gestellt.

Da es zwei Zeiten für das Pilgermenü gab, mussten wir reservieren. Wir reservierten für 19 Uhr (das nächste wäre erst um 21 Uhr). Es gab Gemüsesuppe passiert (soviel man wollte), Forelle mit Pommes, als Nachspeise ein Joghurt und dazu eine Flasche Mineralwasser und eine Flasche Rotwein und Brot soviel man wollte. Hat sehr gut geschmeckt.

Nach dem Essen gingen wir wieder in die Herberge und legten uns nieder. Um 22 Uhr wird in der Herberge das Licht abgedreht und zugesperrt und um 6:30 Uhr wieder aufgesperrt und das Licht wieder aufgedreht. Um 8 Uhr müssen alle die Herberge verlassen haben. Wir haben trotz des riesigen Schlafsaales und der ca. 100 Personen sehr gut geschlafen.

Etappe 2 am 3.April 2009 Roncesvalles – Le Trinindad de Arre (39,1 km, 7:33 Std, 848 HM)

Um halb Acht starteten wir um im nächsten Ort (Auritz) in einer Bar zu Frühstücken. Nach dem Frühstück ging es gestärkt bei bedecktem Wetter weiter. Im Laufe des Tages wurde es sonnig und warm. Die Landschaft erinnerte etwas an das Waldviertel, genauso hügelig. In Larrasoaina angekommen war es ca. 13:30 Uhr, wir besorgten uns Baguette, Schinken, Käse, Paprika, Paradeiser und Äpfel für unser Mittagessen und überlegten, ob wir weitergehen oder hier bleiben sollen. Da unsere Füße noch nicht besonders müde waren und wir noch genügend Zeit hatten, beschlossen wir weiter zur nächsten Herberge nach Trinidad de Arre zu marschieren.

Diese Herberge war einer Kirche angeschlossen und wurde von einem Pfarrer betreut der nur spanisch, italienisch und französisch spricht. Die Kommunikation klappte etwas eingeschränkt trotzdem. Von außen sah diese Herberge verfallen aus, aber sobald man durch das Tor ging, kam man in einen schönen Innenhof mit blühenden Kirschbäumen. In dieser Herberge waren wir nur sieben Pilger.

Die Suche nach dem Lokal mit dem Pilgermenü war gar nicht so einfach, da uns der Pfarrer ein Bild von dem Gebäude gezeigt hat, das leider wenig mit der Realität zu tun hatte. Erst beim zweiten Anlauf, und wir uns den Namen eingeprägt hatten, fanden wir es. Leider war hier das Essen nicht besonders. Nach guten Spaghetti zur Vorspeise bekamen wir fette Hühnernuggets mit Pommes, danach gab es Eis. Natürlich war wieder Wasser, Wein und Brot dabei, das ist immer dabei.

Aufgrund der langen Etappe schmerzten etwas unsere Füße und wir waren müde. Dadurch guter Schlaf.

3. Etappe 4. April 2009 Trinidad de Arre – Cirauqui (37.9 km, 7:02 Std, 738 HM)

Haben uns zum Frühstück in der Herberge Kaffe gemacht und die Reste vom Vortag gegessen. Um 8 Uhr Aufbruch. Anfangs war es nebelig und 4° C dann ca. 10 Min. leichter Regen und ab ca. 14 Uhr sehr sonnig und heiß.

Um ca. 10 Uhr besuchten wir ein Cafe und bestellten „Cafe con Leche“ zwei Croissants und 2 kleine Magdalenas (sind kleine Muffins).

Um ca. 14 Uhr nach dem Perdon-Pass aßen wir in einem Restaurant Schinken mit Ei, Paprika u. Pommes, dazu Baguette.

Wir merkten, dass nach ca. 25 km die Füße anfingen zu „arbeiten“, sie wurden größer und schwerer aber das machte während dem Gehen nicht so viel aus, erst beim Rasten.

Um 17 Uhr kamen wir zur Privatherberge in Cirauqui. Diese Herberge ist sehr nett, mit einigen Zimmern und die Herbergsmutter ist auch sehr nett. Verständigung in Englisch.

Gegenüber der Herberge stand die Kirche wo alle 15 Minuten die Glocke läutete. Dort sind allerdings die Glocken nicht melodiös sondern klingen wie ein Blechhäfen.

Das Pilgermenü um 19 Uhr wurde vom Herbergsvater zubereitet und war das Beste auf der ganzen Pilgerreise. Wir bekamen zur Vorspeise Suppe, danach Fleischbällchen in Paradeissauce mit Spaghetti und als Nachspeise Joghurt mit frischen Früchten. Von allem, auch vom Wein, so viel, dass wir fast platzten. Wir saßen mit drei weiteren Pilgern am Tisch, u.a. auch mit Alfonso den wir noch ein paar Mal in den Herbergen trafen.

4. Etappe 5. April 2009 Cirauqui – Los Arcos (Casa Austria) (36,3 km, 6:47 Std., 675 HM)

Nach einem kleinen Frühstück von vom Vortag besorgten verließen wir um 8 Uhr die Herberge. Bereits in der Früh war der Himmel klar und es wurde noch sehr sonnig und heiß. Leider war das die erste Etappe, wo es keine Bäume am Weg mehr gab. Wir marschierten in kurzen Hosen und Leiberln und mit unserer Kappe zum Schutz vor der Sonne. Trotz einschmieren mit Sonnencreme bekamen wir einen leichten Sonnenbrand.

Heute kamen wir am Weinbrunnen vorbei, wo wir natürlich gleich Wein in unsere Flaschen füllten - aber nur wenig und danach wieder Wasser.

Zu Mittag aßen wir Baguette, Pastete, Käse, Rohschinken, Paradeiser, Äpfel, Banane und kl. Muffins. Am Abend besorgten wir uns von der Herbergsmutter selbst gebackenes Brot und aßen noch den Rest. Heute kein Pilgermenü.

Doris hatte seit der Früh schmerzen bei der Sehne der großen rechten Zehe. Nach ca. 2 km tapte Manfred die Sehne und danach ging es ganz gut weiter.

Um ca. 16:45 Uhr kamen wir in die Casa Austria und mussten feststellen, dass diese von einer Schweizerin geführt wird, aber sehr nett ist. Diese Herberge wird von der österreichischen Bruderschaft geleitet. Aufgrund der beginnenden Osterwoche war die Herberge bis abends ausgebucht.

Leider waren hier die einzigen Österreicher sehr rücksichtslos, sie gingen um 21 Uhr ins Zimmer und meinten lautstark - wer jetzt schon schläft ist selber schuld. Manfred hatte das Pech, dass im oberen Bett ein junger Bursch sehr unruhig lag, dadurch wackelte das Bett ganz schön.

Doris war ganz froh die Herberge erreicht zu haben und ging nach dem täglichen Wäsche waschen, Abendessen und Füße pflegen (hatte sich auch eine große Blase an der Ferse gebildet) um ca. halb acht schlafen.

5. Etappe 6. April 2009 Los Arcos - Logrono (29,1 km, 5:21 Std, 476 HM)

Nach super Frühstück in Herberge um 3 Euro - es gab Marmelade, Honig, Nutella, Butter Brot, Kaffee, Tee, Kakao etc. - gingen wir um 8 Uhr Richtung Logrono (Hauptstadt v. Rioja). Unterwegs besorgten wir uns in einem Markt Baguette, Käse, Oliven, Paprika, Paradeiser, Äpfel und eine Banane um es Mittag zu essen. Die Strecke war heute wieder hügelig und sehr schön. Allerdings waren die Ortschaften seit Los Arcos nicht mehr so schön und gepflegt. Es war bedeckt und es blies ein kalter Wind.

Die Sehne der großen Zehe von Doris beruhigte sich etwas. Kurz vor Logrono, man kommt von einer Anhöhe hinunter sitzt die berühmte Frau mit dem Stempel. Auch wir ließen von ihr unseren Pass stempeln und gaben ihr dafür eine kleine Spende.

Heute beschlossen wir, in einem Hotel zu übernachten, da Manfred vergangene Nacht nicht gut schlief und unsere Muskeln sich auf ein warmes Badewasser freuten.

Gleich nach der Brücke stand das f & g Hotel wo wir um ca. 14:20 Uhr ein Zimmer buchten. Dort gab es auch im Keller ein Jakuzzi (Whirlpool) und eine Sauna. Nach einem angenehmen Bad in der Badewanne machten wir einen Spaziergang durch Logrono. Leider fing es um ca. 16 Uhr zu regnen an und hörte bis am nächsten Tag nicht mehr auf. Im Hotel wieder angekommen, nutzten wir das Whirlpool und die Sauna und danach waren wir hungrig genug für das Pilgermenü.

Leider war der Salat unter der Salzkruste kaum genießbar. Die Pommes wurden offensichtlich im Fett warm gehalten und waren dadurch sehr fettig. Schade um das gute Essen.

6. Etappe 7. April 2009 Logrono - Azofra (37,6 km, 6:47 Std, 467 HM)

Nach einem guten Frühstücksbuffet im Hotel gingen wir bei Regen los. Die ersten 16 km hatten wir einen Schnitt von 6 km/h. Bis mittags regnete es, danach war es bewölkt bei kühlem Wind, am Nachmittag kam die Sonne heraus allerding wehte weiter kalter Wind.

Mittags aßen wir in einer Bar ein Schinkenbaguette und teilten uns eine Tortilla (ist Erdäpfelschmarren mit Zwiebel und Ei), zur Jause aßen wir das restliche von unserem gestrigen Einkauf und ein beim Frühstücksbuffet entwendetes Muffin.

Nach ca. 24 km bestand der Weg aus roter, durch den Regen aufgeweichter Erde, die an den Schuhen klebte. Dadurch rutschte man ganz schön. Da parallel eine Straße führte, gingen wir dort weiter.

Die letzten 17 km bis Azofra waren sehr schmerzvoll. Doris´s Sehne machten ihr wieder zu schaffen, außerdem kam durch das "komische" Gehen eine Verspannung im rechten Bein dazu. Manfred sein linkes Knie war auch sehr schmerzvoll. Unserer beiden Füße waren am Abend geschwollen.

Um ca. 16:30 Uhr erreichten wir die Herberge, welche wirklich ein Schmuckstück ist. Hier gibt es Kojen für jeweils 2 Personen, d.h. man kann das Licht einschalten ohne jemanden zu stören. Weiters gibt es dort einen sehr großen Aufenthaltsraum und einen schönen Garten.

Nachdem wir sauber und die Füße und Gelenke eingeschmiert waren, gingen wir um 19 Uhr zum Restaurant das Pilgermenü einzunehmen. Hier gab es Maccaroni, Kalbfleisch m. wenig Pommes und als Nachspeise stand in der Karte "Nordspanischer Topfen mit Honig". Wir dachten eine Spezialität der Region, es stellte sich dann heraus, es war ein cremiger Topfen im Joghurtbecher mit Honig darauf. Und natürlich immer unsere Flasche Wein und Brot.

7. Etappe 8. April 2009 Azofra - Villamayor del Rio (34,6 km, 6:52 Std, 513 HM)

Nach kleinem Frühstück marschierten wir um 8 Uhr los. Die Strecke war meistens neben der Straße auf einem Feldweg und leicht hügelig.

Leider war die Blase am linken Fuß von Doris noch immer schmerzhaft - sie füllt sich immer aufs Neue über Nacht - sodass durch die Schutzhaltung die Wade immer mehr verkrampfte. Das Knie von Manfred war heute besser, da er sich eine Kniebandage angelegt hat.

In der Früh hatte es etwa 10 Grad, um ca. 11 Uhr kam die Sonne heraus und wir konnten im T-Shirt pilgern.

Die Privatherberge erreichten wir um 16 Uhr. Es war eine nette Herberge allerdings froren wir dort am meisten, da die Herbergsleute nicht einheizten. Wir hatten ein eigenes Zimmer, was sehr angenehm war. Das Menü gab es in der Unterkunft und schmeckte sehr gut. Zuerst Suppe, danach Fleisch m. Pommes und als Nachspeise Fruchtjoghurt.

8. Etappe 9. April 2009 Villamayor del Rio - Atapuerca (36,6 km, 7:08 Std, 597 HM)

Heute gab es wieder Frühstück in der Herberge, wir bekamen zwei kleine Baguette, Margarine, Marmelade, 1 Muffin, 4 Kekse und Kaffee. Danach ging es bei kaltem Wetter um 8 Uhr los. Wieder gegen 11 Uhr wurde es sonnig und warm.

Heute hatte Manfred einige Probleme. Sein linkes Knie gab keine Ruhe, dazu kam, dass der rechte Schienbeinmuskel anfing zu schmerzen und zusätzlich - er muss ja immer übertreiben - war auch seine Achillessehne beleidigt. Bei mir unverändert die Sehne der Zehe und meine Blase an der Ferse.

Vor dem Monte de Oca in Villafranca machten wir unsere Mittagspause bei einem schönen Rastplatz und verzehrten eingekauftes Baguette, Sardinen, Paradeiser und Äpfel. Nachdem wir unsere Wasserflaschen mit Wasser aus dem Brunnen anfüllten ging es bei schönem Wetter auf den Berg, war nicht sehr steil. Oben ging es sehr lange gerade. Wenn es hier regnet, können wir uns vorstellen, dass es nicht sehr einfach ist hier zu gehen, da es nur rote, lehmige Erde gibt und diese bei Nässe an den Schuhen kleben bleibt und man damit sehr rutscht.

Um sich von den schmerzenden Füßen abzulenken erfand Manfred das "Entfernungsspiel". Da wir das GPS mit hatten ging es ganz einfach. Wir bestimmten in der Ferne ein Ziel an dem wir vorbei mussten und schätzten wie weit es bis dahin ist. Manfred hat 3:0 gewonnen. Nach der schönen Hochebene ging es wieder hinunter zum nächsten Ort wo wir in einem Cafe Kaffee und Mehlspeise aßen.

Um ca. 16:30 Uhr erreichten wir die Herberge in Atapuerca. Das ist ein netter, kleiner Ort wo es eine Ausgrabungsstätte gibt. Wir besorgten in einem Markt noch etwas fürs Frühstück. In diesem Markt gab es fast Alles, aber leider kein Brot. Sie erklärte uns, dass wir in der Bar Brot bekommen. Dort trauten wir uns zuerst gar nicht hinein. Nach kurzem Zögern fragten wir den Wirten um Brot und tatsächlich brachte er aus einer Kammer das Gewünschte.

Heute habe ich mir, wahrscheinlich auf der Hochebene, das linke Ohr verbrannt. Der Sonnenbrand ist so stark, dass ich gar nicht darauf liegen kann.

Hier gab es das Pilgermenü in einem super schicken Restaurant. Wir bekamen Spaghetti, Hühnerkeulen (butterweich, löste sich fast von alleine vom Knochen) mit Bratkartoffel (KEINE Pommes) und Eis als Nachtisch. Da Manfred noch Gusto auf etwas Süßes hatte, bestellten wir zusätzlich 1 Crepe mit Kakao bzw. Kaffee.

9. Etappe 10. April 2009 Atapuerca - Rabe de las Calzadas (37 km, 6:53 Std, 289 HM)

Nach Frühstück vom gekauften, ging es bei strömenden Regen um 8 Uhr los. Manfred hatte leider vergangene Nacht kein Auge zugemacht, da der Ire neben ihm sehr laut schnarchte.

Hier ging es gleich auf den Matagrande, war aber nicht sehr hoch und steil, dahinter wieder hinunter und dann nur mehr Asphalt bis zur Herberge. Was aber heute nicht so schlecht ist, da es ja regnet. Nach Burgos kamen wir völlig durchnässt hinein. Heute merkten wir leider, dass unsere Jacken nicht mehr Wasserdicht sind, auch die Regenhose von Manfred ist nicht sehr hilfreich und die Regenüberzüge für die Rucksäcke sollten auch weniger bis nichts druchlassen.

Ein Spanier der vor uns ging, kam vor Burgos den Weg wieder zurück und meinte, dass man hier nicht gehen kann, da es wegen dem Regen sehr rutschig ist. So gingen wir einen kleinen Umweg der auch markiert war nach Burgos.

In Burgos stellten wir fest, dass alle Geschäfte geschlossen sind obwohl Freitag ist. Später erfuhren wir, dass in Spanien der Karfreitag ein Feiertag ist und es in fast jedem Ort einen Umzug gibt. In einer Cafe-Bar zogen wir uns etwas Trockenes an und aßen Tortillas danach Kaffee und Kuchen. Davor haben wir schon das restliche Baguette mit Oliven verspeist. Nun hat es endlich aufgehört zu regnen, war aber immer noch sehr bedeckt und es hatte nur 11 Grad.

Die Innenstadt von Burgos ist sehr nett. Leider machte das Knie von Manfred immer noch Beschwerden.

Nach Burgos fing es wieder an zu regnen. In Tardajos gingen wir um 15 Uhr wieder in eine Bar um uns von dem Regen etwas zu erholen und aßen Tortillas, Oliven und Brot.

Um 17 Uhr noch immer bei Regen kamen wir in Rabe de las Calzadas bei der Privatherberge von Michelle an. Da das die einzige offene Herberge in diesem Ort war und die nächste 7,5 km entfernt ist, blieben wir hier. Michelle ist etwas anstrengend, sie hat eine Hausordnung die sehr lange ist. Bei ihr muss man die Rucksäcke in einen großen Plastiksack geben, ebenso die Wäsche die man auszieht, damit man keine Floheier verteilt. Weiters betont sie immer, dass das eine Privatherberge ist (sie wollte damit sagen, dass wir uns benehmen sollen). Sie war auch die Einzige, die die Pilgerpässe mit dem Reisepass verglich. Das selbstgekochte Essen von Michelle war üppig und gut. In dieser Herberge gibt es auch einen Raum als Pilgermuseum. Hier sind lauter Dinge an der Wand, die von den diversen Pilgerwegen stammen. Michelle und ihr Mann sind begeisterte Pilger. Wenn man Michelle etwas näher kennt, ist sie gar nicht so übel. Leider bleibt einem Pilger nicht viel Zeit zum Kennenlernen.

10. Etappe 11.April 2009 Rabe de las Calzadas - Itero de la Vega (39,3 km, 7:39 Std, 467 HM)

Um 8:30 Uhr Abmarsch nach gutem Frühstück von Michelle. Hier aßen wir zum ersten Mal eine Marmelade aus grünen Tomaten, ist sehr gut. Heute war es das erste Mal, dass wir nicht von alleine munter wurden, daher wurden wir von Michelle geweckt. Michelle und ihr Mann haben uns sehr herzlich, mit Umarmung verabschiedet. Das Auto vor der Herberge war vereist, es hatte 0°. Die Sonne zeigte sich schon zaghaft und es war tolles Fotografierlicht. Wir gingen auf einer Hochebene ziemlich lange bis Hontanas wo wir zu Mittag aßen. Danach noch über den Mostelares, dort gab es einen tollen Rundblick und schließlich wieder hinunter nach Itero de la Vega. Heute war der Wind ziemlich kalt, hatte sicher nicht über 11°.

Ca. 10 km vor Itero de la Vega bekam Manfred wieder starke Schmerzen im Knie und die Schienbeinsehne wurde auch nicht besser. Wir kamen In Itero de la Vega um 17:45 Uhr an und nahmen uns wieder ein Zimmer. Die Gasthofinhaber führten uns in den zweiten Stock (ohne Lift) und zum letzten Zimmer vom Gang. Dieses Zimmer hatte auch eine Dachschräge, somit konnte man im halben Zimmer nicht aufrecht stehen. Aber es schnarcht wenigstens niemand und es war beheizt.

Dieser Gasthof ist auch zugleich Herberge und Restaurant für das Pilgermenü, welches sehr gut war. Hier saßen am Nebentisch drei junge Leute aus Deutschland. Ein Schwabe, eine Frau aus Bayern und eine aus Norddeutschland. Als wir uns mit der Dame aus Bayern unterhielten, meinte die Frau aus Norddeutschland, dass sie kein Wort versteht, somit versuchten wir hochdeutsch zu sprechen. Es wurde noch ganz gemütlich. Alle drei fuhren von Burgos mit dem Bus zur Herberge. Der Ire, der auch am Tisch der Deutschen saß, hatte sich vergangen, darum wurde er von einem Spanier mit dessen Roller nach Itero gebracht.

11. Etappe 12. April 2009 Itero de la Vega - Carreon de los Condes (34,7 km, 6:53 Std, 197 HM)

Um 7:30 Uhr ohne Frühstück gingen wir los. Es war sehr kalt, ca. minus 4 Grad. Da unsere Handschuhe vom Vortag noch feucht waren, steckten wir unsere Wanderstecken in den Rucksack und die Hände in die Taschen.

Bis zum Frühstück mussten wir 14 km marschieren, denn erst, in Fromista, gab es eine Cafe-Bar mit Frühstück. Auf diesen 14 km sprach uns ein Pilger aus Australien an und wir gingen einige Kilometer plaudernd gemeinsam. Da das Knie von Manfred wieder akut wurde, drosselten wir das Tempo und verabschiedeten uns vom Australier. Später trafen wir ihn wieder im Cafe. Neben der Cafe-Bar gab es einen Andenkenladen, dort besorgten wir uns jeder eine Pilgermuschel und hängten diese an unseren Rucksack. Nun ist unsere Ausrüstung komplett. Bei dieser Etappe gibt es in jedem Ort einen Picknickplatz. Einen davon nutzten wir für das Mittagessen, das wir uns wieder besorgt hatten.

Um 16:15 Uhr waren wir in Carreon de los Condes. Da Manfred seit der Früh die Schienbeinsehne spürte, beschloss er, im Nobelhotel San Zoilo, das in einem ehemaligen Kloster ist, ein Zimmer zu nehmen. Dort gab es eine Badewanne und sehr breite Betten. Das Bad in der Badewanne ist immer eine Erholung für unsere Beine.

Heute merkten wir, dass wir sehr wenig Pilger gesehen haben. Am Abend gingen wir zu einem Restaurant mit Pilgermenü und bekamen als Nachtisch sogar Dany +Sahne.

Doris hatte nach wie vor an der linken Ferse ihre Blase, die aber während dem Gehen keine Beschwerden verursacht, allerdings schmerzt die rechte Ferse ab ca. 20 km beim Auftreten. Täglich hat man das Gefühl, die Fußsohlen sind breitgetreten und ganz schwammig.


12. Etappe 13.April 2009 Carreon de los Condes - Sahagun (40,8 km, 8:00 Std, 266 HM)

Wir gingen bei 0° nach einem kleinen Frühstück von unseren Resten los. Die nächste Cafe-Bar war 17 km entfernt. Dieser Weg war schnurgerade, gesäumt von Feldern, ohne Ortschaften. Der nächste Ort mit Cafe-Bar, in der leider lautstark umgebaut wurde, gab es Boccadillo mit Tortilla e Tuna.

Bei Sonnenschein, allerdings kalter Luft marschierten wir weiter. Ab hier gibt es die berühmten Adobe-Häuser, diese sind aus Lehm gebaut.

In San Nicolas del Real Camino besuchten wir wieder eine Bar. Dort waren drei spanische Pilger, die Karten spielten und einen gelben Schnaps tranken, von dem sie Doris trinken ließen. Die waren lustig drauf. In Sahagun in der Herberge trafen wir sie wieder.

Um 17:20 Uhr trafen wir in Sahagun ein und gingen gleich in die erste Herberge, wo wir feststellten, dass diese gratis war. Hier mussten wir einige Stufen hinauf, denn die Betten und Sanitäranlagen waren unter dem Dach der alten Kirche. Aber sehr schön, aus hellem Holz und sauber.

Nach dem Pilgermenü und der täglichen Fußpflege gingen wir wieder schlafen.

13. Etappe 14. April 2009 Sahagun - Mansilla de las Mulas (39,3 km, 7:51 Std, 259 HM)

Nach selbst gemachten Frühstück erst um 8:15 aufgebrochen, da es vorher geregnet hat und wir abwarten wollten, dass es aufhört. Was auch wirklich eintraf. Hier ist der Pilgerweg immer geradeaus auf einer Staubstraße neben einer kaum befahrenen Autostraße. Den ganzen Weg entlang wurden Bäume gepflanzt, damit einmal die Pilger vor der Sonne Schutz finden.

In El Burgo Ranero bei einer Herberge mit Bar machten wir Rast und trafen wieder unseren Australischen Pilger der auch dort übernachtete. Nach einem kühlen Getränk und eingeschmierten Füßen machten wir uns wieder auf den Weg und hatten das Gefühl, dass die 13 km nach Reliegos nie aufhören. Diese Strecke war natürlich wieder ewig geradeaus.

Nach dieser Strapaze besuchten wir in Reliegos wieder eine Bar. In dieser Bar waren die Wände mit Sinnsprüchen von Pilgern aus der ganzen Welt beschrieben. Als der Wirt hörte, dass wir aus Wien sind, spielte er Walzermusik.

Danach gingen wir gestärkt durch eine Tortilla mit Jamon weiter nach Mansilla de las Mulas wo wir um 17:50 Uhr in der Herberge ankamen. Diese Herberge wird von "Wolf" einem 73 jährigen erfahrenen Pilger aus Deutschland geführt. Er half uns bei unseren Fußbeschwerden. Bei Manfred stellte er fest, dass die Schuhe zu hoch und fest gebunden sind und der Gummi der Socken einschneidet. Er empfahl nur mehr bis kurz nach dem Rist zu schnüren und die Socken über den Schuhrand zu stülpen. Nun sollte die Entzündung der Schienbeinsehne zurück gehen (was auch wirklich nach zwei Tagen der Fall war).

Doris bat er die Schuhe ansehen zu dürfen und stellte fest, dass diese unter dem Fußballen eine Mulde bilden. Dadurch waren die Zehen immer aufgestellt und dadurch die Entzündung der Sehne der großen Zehe. Er klebte eine zusammengelegte Mullbinde unter die Einlage um die Mulde auszugleichen. Ab diesem Tag war die Zehe kein Problem mehr. Obwohl wir in dieser Herberge im Stockbett oben schlafen mussten, und die Duschen sehr kalt und der Wasserstrahl eher ein Tröpfeln war, waren wir froh, Wolf kennengelernt zu haben.

Er erzählte uns auch am Abend noch Einiges aus seinem Pilgerleben, war sehr interessant.

14. Etappe 15. April 2009 Mansilla de las Mulas - la Virgen del Camino (27,6 km, 5.21 Std, 270 HM)

Um 7:50 Uhr die Herberge verlassen und auf einem Kiesweg entlang einer stark befahrenen Straße Richtung Leon unterwegs. In Leon war die Markierung bis zur schönen Kathedrale vorbildlich, danach haben wir sie verloren und mit Hilfe von GPS und Karte wieder den Anschluss gefunden. Doris hat sich noch ein zweites Paar Handschuhe besorgt. Falls wieder eines nass ist.

Als wir noch den richtigen Weg suchten, sprach uns ein schweizer Pilger an, der mit dem Zug nach Leon kam und ab hier den Camino gehen möchte. Er hatte im Vorjahr hier aufgrund starker Knieschmerzen aufhören müssen und möchte ihn nun beenden. Gemeinsam gingen wir ein Stück, allerdings wollten wir dann Mittagessen und verabschiedeten uns von ihm.

Hinaus aus Leon war wieder sehr gut markiert und so marschierten wir ohne Schwierigkeiten weiter. Leider war es wieder sehr regnerisch, kurz nach Leon fing es stark zu regnen an. Wir stellten uns unter und nach ca. 10 Minuten hörte es wieder auf. Man sah aber am Himmel, dass es nicht regenfrei bleibt. Ca. 3 km vor La Virgen del Camino sahen wir in der Ferne einen schwarzen Himmel von Blitzen geteilt. Wir hofften, noch trocken ein Hotel oder ähnliches zu erreichen, was gelang. Gleich das erste Hotel in La Virgen del Camino hatte freie Zimmer. Kaum das Zimmer bezogen, fing es richtig stark zu regnen an. Dieses Mal hatten wir Glück. Heute waren wir bereits um 15:30 Uhr in unserer Unterkunft. Auch hier gab es eine Badewanne, welche wir sehr genossen. Unsere Fußprobleme waren schon kaum erwähnenswert. Wolf ist unser Retter.

Am Abend beim Pilgermenü trafen wir wieder den Schweizer und schimpften gemeinsam über des feucht-kalte Wetter.

15. Etappe 16. April 2009 La Virgen del Camino - Astorga (41,7 km, 8:25 Std, 460 HM)

Nach nicht so üppigen Frühstück ging es um 8 Uhr bei 5° und starker Bewölkung los. Handschuhe waren wieder einmal notwendig. Es wurde untertags kaum Wärmer. Gegen Ende unserer Etappe wurde der Wind stürmisch und es begann zu regnen.

Anfangs war der Weg noch neben einer Straße, aber die Landschaft wird zunehmend schöner und hügeliger.

In Hospital del Orbigo begann es zu regnen, dadurch bogen wir in ein Restaurant ein, das sich als Glücksgriff herausstellte. Wir aßen dort in einem schönen überdachten Innenhof ein sehr gutes Menü, tranken dazu Wein und hörten den Regen aufs Dach prasseln zu. Nachdem wir mit dem Essen fertig waren, hörte es auch zu regnen auf. So gingen wir satt und zufrieden weiter.

Wie meistens bei kaltem, nassen Wetter wollen wir ein warmes Bad und Zimmer und so mieteten wir uns wieder um 19 Uhr in einem tollen Hotel in Astorga ein. Astorga ist eine schöne kleine Stadt, hier steht auch der Bischofspalast von Gaudi, sehr imposant.

16. Etappe 17. April 2009 Astorga - Riego de Ambros (41,9 km, 9 Std, 616 HM)

Nach sehr gutem Frühstücksbuffet im Hotel ging es um 8 Uhr weiter. Heute kommen wir zum Cruz de Ferro. Dort legen Pilger einen mitgebrachten Stein ab. Dieser Brauch dient dazu, dass man die Last hier ablädt. Wir waren die einzigen beim Cruz de Ferro, dadurch konnten wir ungestört fotografieren. Der blaue Himmel mit seinen weißen Wolken war ein toller Hintergrund.

Nach einer kurzen Jause ging es weiter, wieder hinunter. Natürlich fing es wieder an zu regnen. Zuerst ein Graupelschauer. Wir zogen uns schnell unsere Regenhose an, die Hüte auf und gaben auf den Rucksack den Regenschutz. Kaum angezogen, hörte der Graupelschauer wieder auf. Gott sei Dank ließen wir trotzdem die Schutzkleidung an, denn 20 Minuten später fing es wieder an und nun dauerte es eine halbe Stunde. Da die Straße neben dem Feldweg führte, beschlossen wir, auf der Straße zu gehen, hier war es weniger rutschig.

El Acebo war ein netter, kleiner Ort mit alten Häusern. Ab hier sind die Dächer mit schwarzen Schieferplatten gedeckt. Davor waren es rote Klinker.

Um 18 Uhr kamen wir in der Herberge in Riego de Ambros an. Es übernachtete hier nur noch ein Pilger außer uns. Diese Herberge war wieder sehr kalt.

Am Abend beim Pilgermenü, setzte sich ein Pilger aus Deutschland zu uns und klagte uns sein Leid. Er sucht schon lange eine Wanderkarte von der Gegend des Camino, da er sicher ist, dass der Camino nicht direkt nach Santiago, sondern immer auf einem Umweg an einer Bar - die dem Bürgermeister gehört - vorbei führt. Dabei erzählt er mit dem nächsten Satz, dass er noch so viel Zeit hat, da er sich mit seiner Frau in Sarria erst in einer Woche trifft. Manche Leute machen sich Probleme.

17. Etappe 18. April 2009 Riego de Ambros - Villafranca del Bierzo (38,8 km, 8:38 Std, 339 HM)

Um 7:45 Uhr ohne Frühstück Aufbruch. Der erste Teil des Weges bis zum nächsten Ort war sehr schön, er führte durch einen Wald. Auch heute waren die Handschuhe sehr angenehm.

Wir beschlossen im nächsten Ort, Molinaseca, zu Frühstücken. Natürlich gab es dort keine offene Cafe-Bar. Fast schon am Ende des Ortes sahen wir ein Hotel in dem jemand Frühstückte. Nun kamen auch wir zu einem Frühstück. Hier gab es sogar frisch gepressten Orangensaft von dem wir einiges tranken. Die Buffetkraft kam gar nicht mit dem Pressen nach. So gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg. Heute mussten wir wieder durch eine Stadt - Ponferrada - was immer mit viel Asphaltgehen verbunden ist.

Asphalt ist für unsere Füße anstrengender als Wald- bzw. Sandwege. Bei Manfred fing nach ca. 25 km das Knie und auch seine Wade zu Schmerzen an. In einer Apotheke besorgte er sich eine Wärmereizsalbe und schmierte die Wade ein, was etwas Linderung brachte.

Durch die Städte muss man auch Gehsteig rauf und runter gehen. Dabei merkten wir, dass es nach 30 km gar nicht mehr so einfach ist, hinauf aber auch hinunter zu steigen. Das Füße heben ist ganz schön anstrengend.

Heute war es bis ca. 16 Uhr bewölkt, danach kam die Sonne heraus und wechselte sich mit leichtem Regen ab. Es wurde sehr warm. Wir sahen heute nur zwei Pilger auf der ganzen Strecke und wundern uns, wo der Rest ist.

Um 18 Uhr kamen wir nach Villafranca del Bierzo und zogen wieder in ein Hotel.

18. Etappe 19. April 2009 Villafranca del Bierzo - Fonfria (41,8 km, 9:13 Std, 901 HM)

Nach gutem Frühstück im Hotel gingen wir um 7:53 Uhr los. Heute kamen wir auf den O Cebreiro. Der Weg bis dahin ist entlang der Straße, wo man aber durch Betonabgrenzung vor den Autofahrern geschützt ist. Da parallel eine Autobahn führt, sind kaum Autos auf der Straße. Leider gab es gegen Ende des Weges eine Umleitung von der Autobahn auf die Bundesstraße, dadurch kamen wir in den Genuss, LKW´s an uns vorbei donnern zu sehen und spüren.

Danach ging es in Ambamestas ab von der Straße und es wurde landschaftlich wunderschön. Den O Cebreiro gingen wir ganz langsam aber stetig hinauf. Wir wurden von drei Pilgergruppen 4 Mal überholt. Jedes Mal trafen wir sie wieder, wenn sie schwitzend und keuchend eine Pause einlegten, um danach wieder zu schnell hinauf zu laufen. Oben angekommen waren sie so erschöpft, dass sie gar nicht mehr daran dachten weiter zu gehen.

Wir gingen noch weiter über den Alto do Poio (1.337Hm), der Pass ist etwas höher als der O Cebreiro (1.250Hm). Am Alto do Poio steht ein tolles Pilgerdenkmal, es stellt einen Pilger dar, der sich gegen den Wind stemmt. Ein paar Kilometer weiter kamen wir um 18:50 Uhr in Fonfria in der Privatherberge an. Diese Herberge bietet auch Zimmer an, welches wir sofort buchten. Es ist eine sehr schöne Herberge mit viel Holz. Die Herbergsmütter kochten selbst. War eine Suppe und ein Eintopf mit Fleisch und Gemüse ohne Pommes. Als Nachspeise die Santiago-Torte - ist ein Mandelkuchen.

Am Abend vor dem Schlafengehen, schaute Manfred sich den Pilgerführer durch und meinte, dass er die letzten 140 km in drei Tagen schaffen möchte, ich fürchte er hat zu viel Sonne abbekommen.

19. Etappe 20. April 2009 Fonfria - Portomarin (51,1 km, 10:57 Std, 799 HM)

Da es erst um 8 Uhr Frühstück in der Herberge gibt, gingen wir ohne Frühstück um 7:30 Uhr los. Im nächsten Ort holten wir es nach.

Der Weg ist wunderschön, durch schöne unberührte Gegend und das Wetter zeigt sich von seiner schönsten Seite.

Heute kommen wir durch Sarria, wer ab hier den Camino geht bekommt die Compostella (Urkunde) ausgestellt. Von hier bis Santiago sind es 110 km.

In Ferreiros machen wir Rast und überlegen, ob wir noch die 9 km nach Portomarin gehen können und wollen oder nicht. Nach einem Sandwich waren wir soweit gestärkt, dass wir beschlossen den Weg auf uns zu nehmen.

Kurz vor Portomarin muss man eine steile Asphaltstraße hinunter gehen (was nach 50 km nicht mehr so einfach ist für Füße und Knie), den Staudamm auf einer Brücke überqueren und dann wieder hinauf zum Ortskern. Diese Stadt wurde abgebaut und weiter oben wieder aufgebaut, da sie sonst durch den Staudamm überschwemmt geworden wäre.

Den ganzen Tag hatte Manfred bereits von einer Pizza geschwärmt und nun sahen wir eine Pizzeria die sogar Zimmer vermietete. Das war ein Zeichen und wir quartierten und um 20:55 Uhr dort ein.

Nachdem wir gebadet und umgezogen waren bestellten wir eine Pizza. Mussten aber feststellen, dass die Pizzen bei uns in Wien besser schmecken.

20. Etappe 21. April 2009 Portomarin - Castaneda (48,8 km, 10:01 Std, 809 HM)

Nach einem Kaffee und einem riesigen Croissant brachen wir auf. Heute waren viele Pilger unterwegs. Wir sahen auch zwei Schulklassen, eine aus Spanien und eine sogar aus Deutschland.

Eine Pilgerin aus Deutschland gesellte sich zu uns und wir gingen einige Kilometer schwatzend gemeinsam. Sie erzählte, dass sie den Weg alleine zu Ende geht und ihr Mann sie mit dem Auto betreut. Er kam uns später mit dem Fahrrad entgegen.

Während wir so marschierten, sah Manfred im letzten Moment einen braunen Vogel in der Größe einer Amsel am Weg stehen, fast wäre er darauf getreten. Man sah zwar nichts, aber der Vogel dürfte Schwierigkeiten mit dem Fliegen haben, er hüpfte davon.

In Coto gibt es die Bar "Der zwei Deutschen". Es stellte sich heraus, dass der Wirt aus Deutschland stammt, aber seine Frau aus Spanien ist und kaum deutsch spricht. Wir aßen dort eine Jause. Danach ging es bei Sonne weiter nach Castaneda.

In dieser Herberge die zugleich Bar-Restaurant ist, kann der Wirt sehr gut Deutsch, da er lange in der Schweiz gearbeitet hat. Wir mieten wieder ein Zimmer. Am Abend bestellen wir einen Schnaps, da Doris etwas schlecht ist und er stellt uns die ganze Flasche hin und meint wir sollen uns so viel nehmen wie wir wollen. Er hat für diesen Schnaps gar nichts verrechnet.

Morgen wollen wir in Santiago sein.

21. Etappe 22. April 2009 Castaneda - Santiago (45,6 km, 9:39 Std, 686 HM)

Nach reichlichem Frühstück, das er extra für uns bereits um halb acht zubereitete gingen wir um 8:05 Uhr los. Heute war es wieder sehr warm, wir konnten sogar mit kurzer Hose und T-Shirt gehen. Gott sei Dank war der größte Teil der Strecke im Schatten.

Die letzten 5 Kilometer waren die beschwerlichsten. Plötzlich war der Rucksack schwer und ungemütlich, was davor und danach nie der Fall war. Das Gehen wurde auch immer anstrengender. Die drei Kilometer von der Ortstafel Santiago zur Kathedrale schleppten wir uns nur mehr vorwärts. Jedes Mal wenn die Ampel rot war, wussten wir nicht, wie wir stehen sollen, da unsere Fußsohlen brannten. Dann wurde es endlich grün, nun mussten wir unsere Muskeln wieder soweit durchbluten, dass es rund weiterging. Wir gingen wie die Roboter los, so eckig.

Bei der Kathedrale angekommen, überlegten wir, dass wir gar nicht wissen, wo man die Urkunde bekommt. Wir beschlossen die Kathedrale beim Seiteneingang zu betreten und schauen, ob irgendwo etwas steht. Drinnen trafen wir auf zwei deutsche Pilger und fragten diese, wo man den Stempel bekommt. Sie waren so hilfsbereit und boten an, uns zum Pilgerbüro zu bringen.

Zuerst meinte er, müssen wir noch durch die Porta de Camino (ist der Torbogen durch den man geht, wenn man zum Hauptplatz vor die Kathedrale möchte), dann stellte er sich mit uns auf die Platzmitte, welche durch zwei Platten gekennzeichnet ist und meinte, dass wir uns die Kathedrale ansehen sollen. Normalerweise bin ich auch dafür, da sie sehr schön ist, nur zu diesem Zeitpunkt wollte ich mich einfach irgendwo hinsetzen und die Füße entlasten.

Danach führte er uns zum Pilgerbüro, welches wir wahrscheinlich übersehen hätten. Wir bedankten uns für seine Hilfsbereitschaft und holten uns den Stempel von Santiago und bekamen gleich die Compostella ausgestellt.

Jetzt mussten wir nur noch eine Unterkunft finden. Kurze Zeit später fanden wir ein Hotel nahe der Innenstadt. Dort gab es wieder eine Badewanne, welche wir sofort nutzten.

Wieder bei Kräften sendete Manfred eine SMS an alle die wir kannten, dass wir in Santiago angekommen sind. In 21 Tagen und 803 Km haben wir es geschafft. (Manfred meint es sind 20 Tage und ein halber, da wir die erste Etappe erst mittags angefangen haben.)

23. April 2009 heute verbringen wir den Tag in Santiago und sehen uns in Ruhe etwas um. Zu Mittag findet die Pilgermesse statt, die wir auch besuchten. Leider wurde an diesem Tag nicht der Weihrauchkessel geschwungen.

Wir besorgten auch ein paar Mitbringsel für unsere Lieben zuhause.


Der Weg nach Finesterre in 3 Etappen

1. Etappe 24. April 2009 Santiago - Negreira (22,4km, 4:26 Std, 455 HM)

Hier auf diesem Weg kann man nicht mehr so weit gehen, wie man möchte, da es nur zwei Möglichkeiten zwischen Santiago und Finesterre zum übernachten gibt. So sind wir heute bereits um 14:05 Uhr in Negreira im Hotel angekommen.

Der Weg ist wunderschön, naturbelassen. Leider ist das Wetter wieder sehr wechselhaft. Es gab immer wieder kurze Regengüsse.

Hier wirkt alles etwas ärmlich. Die kleinen Ortschaften durch die man kommt, haben wirklich keine Betten zu vermieten. Ab und zu gibt es eine kleine Bar. Außer in Negreira und Finesterre sahen wir keine Möglichkeit etwas einzukaufen.

Der Ruhetag in Santiago war für unsere Füße sehr angenehm. Wir hatten heute keine Schmerzen.

2. Etappe 25. April 2009 Negreira - Olveiroa (35,7 km, 6:55 Std, 672 HM)

Um 8:10 Uhr nach einem Frühstück wo der Toast nach Knoblauch schmeckte gingen wir Richtung Olveiroa.

Bis mittags war es sonnig, dann gegen 12 Uhr wurde es schwarz und 1 km vor der Bar fing es zu regnen an. Wir gingen in die Bar kaum angekommen, schüttete wie aus Kübeln. Dort aßen wir Bocadillos und Kekse. Danach schien wieder die Sonne, somit konnten wir weitergehen.

In die Bar kamen auch drei junge Pilger, zwei Frauen und ein Bursch und stellten die Barhocker zum Tisch. Der Wirt kam und stellte wortlos die Barhocker wieder zurück. Das löste etwas Erstaunen aus. Danach sahen sie, dass der Wirt ihnen Klappsessel brachte und alles war wieder in Ordnung.

Eine der jungen Frauen und der Bursch waren aus Deutschland, allerdings konnte die auch so gut spanisch, englisch und französisch, dass wir anfangs nicht wussten, welche ihre Muttersprache war.

In Olveiroa wollen wir wieder in der Herberge übernachten, als wir aber drinnen waren und sahen wie eng alles war, bezogen wir um 16:25 Uhr wieder ein Zimmer im Hotel. Dort war es auch geheizt.

3. Etappe 26. April 2009 Olveiroa - Finesterre (40,2 km, 8:10 Std, 679 HM)

Um 8:10 Uhr Aufbruch zum Ende der Welt nach einem guten Frühstück. Heute erfuhren wir von den Pilgern die in der Herberge übernachtet haben, dass dort die Nacht sehr kalt war. Wieder warm angezogen mit Handschuhen, aber die Sonne kam zaghaft heraus. Eine halbe Stunde nach Aufbruch auf einem Hügel sahen wir den tollsten Regenbogen. Er erstreckte von einer Seite von der Erde bis zur anderen Seite auf die Erde ganz klar zu sehen. Wie es der Zufall oder der Camino so wollte, kam just zu diesem Augenblick ein Pilger vorbei und machte von uns beiden und dem Regenbogen ein Foto. Auch wir fotografierten den Pilger vor dem Regenbogen. Danach trennten sich wieder unsere Wege.

Gegen Mittag fing es wieder zu regnen an. Auch heute waren wir kurz vor einer Stadt und gingen gleich in die erste Bar des Weges. Hier aßen wir wieder unsere Bocadillos zu Mittag. Danach ging es bei Sonnenschein wieder weiter nach Finesterre.

Um 16:30 Uhr kamen wir in Finesterre bei der Herberge an und holten uns den letzten Stempel ab. Hier wurde auch eine Urkunde ausgestellt. Danach buchten wir in einem Hotel ein Zimmer, ließen die Rucksäcke dort und machten uns noch auf den 3 km langen Weg zum Ende der Welt, dort steht auch der "Null"-Stein des Camino.

Früher war es üblich, dass man dort seine Kleidung verbrannte. Heute ist das nicht mehr üblich, allerdings hat wirklich jemand etwas verbrannt. Nach ein paar Erinnerungsfotos gingen wir die 3 km wieder zurück nach Finesterre.

Am 27. April 2009 fuhren wir mit dem Bus nach Santiago zurück. Es schüttete in Strömen. In Santiago übernachteten wir wieder im gleichen Hotel wie ein paar Tage davor.

Am 28. April 2009 flogen wir per Air Berlin von Santiago über Mallorca nach Wien zurück.

Schlusssatz: Auch jetzt, einige Zeit nach dem Camino, merke ich, dass er noch immer nachwirkt. Ich denke, diese Erfahrung wird nie verblassen.